Prozess zum ezidischen Genozid beginnt morgen in München
Prozess gegen Paar wegen Versklavung und Missbrauch von ezidischen Kindern unter IS beginnt morgen in München
Am Montag, den 19. Mai 2025, beginnt am Oberlandesgericht München der Prozess gegen ein Paar, das beschuldigt wird, zwei ezidische Mädchen im Alter von fünf und zwölf Jahren während der Herrschaft des sogenannten Islamischen Staates (IS) versklavt, misshandelt und sexuell missbraucht zu haben. Die mutmaßlichen Verbrechen ereigneten sich zwischen 2015 und 2017 im Irak und in Syrien. Die Anklage umfasst Völkermord und spiegelt die gezielte Kampagne des IS gegen das alte ezidische Volk wider, das der Religion Sharfadin folgt.
Das angeklagte Paar, ursprünglich aus dem Irak und Bayern, soll die beiden Mädchen gekauft und in häusliche Sklaverei gezwungen haben. Dem Ehemann werden sexueller Missbrauch und Zwangsarbeit vorgeworfen, während die Ehefrau angeblich das jüngere Kind geschminkt und den Missbrauch mit verzerrten religiösen Argumenten gerechtfertigt haben soll.
Das jüngere Mädchen wird seit der Flucht des Paares nach Deutschland im Jahr 2018 vermisst. Das ältere Mädchen wurde nach Zahlung eines Lösegelds durch ihre Familie befreit und soll im Prozess aussagen. Eine wichtige Zeugin wird Sandra M. sein, eine IS-Rückkehrerin, deren Aussage entscheidend, aber von der Verteidigung bestritten wird.
Ermittlungen haben mögliche pädokriminelle Netzwerke innerhalb des IS aufgedeckt, die ezidische Kinder ausbeuten. Dieser Prozess stellt einen bedeutenden Schritt zur Gerechtigkeit dar und wird nach dem Prinzip der universellen Jurisdiktion geführt, das deutschen Gerichten erlaubt, Völkermord und sexuelle Gewalt, die im Ausland begangen wurden, zu verfolgen.
Die Verhandlungen werden voraussichtlich mehrere Monate dauern und haben weltweit große Aufmerksamkeit bei dem ezidischen Volk und Menschenrechtsorganisationen erregt.