Eine weitere Ezidin aus islamistischer Gefangenschaft befreit

Eine Ezidin, die aus Datenschutzgründen als “A” bezeichnet wird, wurde nach fast zehn Jahren in ISIS-Gefangenschaft mit ihrer Familie wiedervereint. A war ein Kind, als sie 2014 während der Angriffe auf Shingal, Irak, gefangen genommen wurde. Sie wurde über die Grenze nach Syrien verschleppt und dort zehn Jahre lang als Sklavin gehalten. Ihre Befreiung erfolgte in einem Drittland, vermutlich in der Türkei, mit Unterstützung eines regionalen Ezidi-Rettungsbüros, das sich der Suche und Befreiung entführter Ezidinnen und Eziden widmet.
A wurde während der zehn Jahre ihrer Gefangenschaft Vergewaltigungen, Folterungen ausgesetzt und mehrfach verkauft. Im Rahmen des IS-Vernichtungsprogramms wurde sie auch gezwungen, ein Hijab zu tragen, was stark darauf hindeutet, dass sie auch gezwungen wurde, den Islam zu praktizieren. Sie vereinigte sich mit ihrem Vater, der zu den wenigen Überlebenden unter ihren Verwandten gehört, die dem Genozid entkommen konnten.
A’s Vater war überwältigt von Emotionen, als er seine Tochter in ihrer Heimatstadt Shingal umarmte, und drückte Unglauben und Dankbarkeit über ihre Rückkehr aus. A, die lange befürchtet hatte, ihre Familie nie wiederzusehen, teilte ihre Freude in einem Interview. Das Ezidi Rescue Office setzt seine Mission fort, andere vermisste Eziden/innen zu finden, und hat bereits 3.581 Menschen befreit. Momentan wird geschätzt, dass zwischen 5.000 und 10.000 noch immer vermisst werden.
A’s Entführung war Teil einer größeren Kampagne von ISIS, die 2014 große Teile des Irak und Syriens übernahm und mehr als 6.400 Frauen und Kinder entführte, von denen viele sexueller Sklaverei und Zwangsarbeit ausgesetzt wurden. Trotz der territorialen Niederlage von ISIS im Jahr 2019 führt die Gruppe weiterhin Angriffe und Entführungen durch, insbesondere in abgelegenen Gebieten des Irak und Syriens.