Ein weiteres irakisches Paar angeklagt, Jesidinnen zu versklaven und zu misshandeln

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Ein irakisches Paar wurde in Deutschland angeklagt, zwei junge Jesidinnen zu versklaven und zu missbrauchen, während sie Mitglieder des IS waren. Sie wurden am 9. April 2023 verhaftet und am 30. Dezember 2024 formal angeklagt wegen Völkermordes, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Bundesanwaltschaft.
Foto: Wikimedia Commons.

Die Anklagen

Die Bundesanwälte in Deutschland gaben am Montag bekannt, dass sie ein irakisches Paar, das nur als Twana H.S. und Asia R.A. gemäß den deutschen Datenschutzgesetzen identifiziert wurde, wegen mehrfacher Straftaten, einschließlich Versklavung, Folter und Kriegsverbrechen, angeklagt haben. Das Paar wurde im April 2023 im süddeutschen Bundesland Bayern festgenommen, wo es nach seiner Flucht aus dem Konflikt in Syrien Zuflucht gesucht hatte.

Laut der Erklärung der Staatsanwaltschaft war das Paar zwischen 2015 und 2017 Mitglieder der Terrororganisation IS, während dieser Zeit sollen sie zwei junge Jesidinnen als Sklavinnen gehalten haben. Das erste Mädchen, damals erst fünf Jahre alt, wurde Ende 2015 von dem Paar versklavt, und ein zweites Mädchen, 12 Jahre alt, wurde im Oktober 2017 gefangen genommen.

Ein systematisches Muster von Misshandlungen

Dem Paar wird vorgeworfen, die beiden Mädchen grausam misshandelt zu haben. Die Staatsanwaltschaft behauptet, der Mann habe die beiden Mädchen wiederholt vergewaltigt, während die Frau beschuldigt wird, das Zimmer hergerichtet und eines der Mädchen gezwungen zu haben, Make-up zu tragen. Der Missbrauch beschränkte sich nicht nur auf sexuelle Gewalt. Das Paar soll die Mädchen körperlich gequält, darunter häufig geschlagen, und sie gezwungen haben, unter harten Bedingungen Hausarbeiten und Kinderbetreuung zu verrichten.

Eine der erschreckendsten Anklagen betrifft den Mann, der das ältere Mädchen angeblich mit einem Besenstiel geschlagen haben soll. Die Frau wird ihrerseits beschuldigt, der jüngeren Mädchen die Hand mit heißem Wasser verbrüht zu haben. Darüber hinaus sollen beide Kinder Berichten zufolge gezwungen worden sein, bis zu einer halben Stunde lang auf einem Bein zu stehen, als Strafe.

Die Staatsanwaltschaft betonte auch, dass das Paar die Mädchen absichtlich daran gehindert habe, ihren jesidischen Glauben zu praktizieren, was die umfassendere Agenda der IS-Gruppe zur religiösen Verfolgung des jesidischen Volkes weiter verdeutlicht. Die Jesiden, eine ethnische und religiöse Minderheit, die überwiegend im Norden Iraks lebt, sind seit 2014 Ziel genocidalen Gewalt geworden, als der IS sie ins Visier nahm. Ihre heiligen Traditionen, einschließlich ihres religiösen Glaubens, wurden vom IS als Bedrohung angesehen, was zu weit verbreiteter Gewalt und erzwungenen Konversionen führte.

Die Rolle des IS in den Misshandlungen

Die Anklagen gegen das Paar stehen im Kontext der systematischen Kampagne des IS, die jesidische Religion und das jesidische Volk zu vernichten. 2014 startete der IS eine brutale Offensive gegen die Jesiden im Nordirak, bei der seine Mitglieder Massenhinrichtungen, erzwungene Bekehrungen, sexuellen Sklavenhandel und andere Gräueltaten erlitten. Die Anklagen gegen das Paar spiegeln das größere Muster des Völkermords wider, das während dieser Zeit gegen die Jesiden gerichtet war.

Laut der Staatsanwaltschaft waren der Missbrauch und die Ausbeutung der beiden Mädchen Teil des umfassenderen Ziels des IS, den jesidischen Glauben und das jesidische Volk zu vernichten. 2017 soll das Paar die Mädchen an andere IS-Mitglieder übergeben haben, bevor es aus Syrien floh.

Der Genozid an den Jesiden: Eine andauernde Tragödie

Das Trauma, das dem jesidischen Volk zugefügt wurde, ist weithin dokumentiert, wobei zehntausende Jesiden während der IS-Kampagne getötet, entführt oder vertrieben wurden. Besonders Frauen und Mädchen wurden Vergewaltigungen, Versklavung und sexueller Gewalt ausgesetzt. Viele wurden gewaltsam zum Islam konvertiert, während andere in sexuelle Sklaverei verkauft wurden.

Trotz des Falls des IS im Jahr 2017 bleiben die Narben dieses Genozids tief in der kollektiven Erinnerung der Jesiden. Tausende von Frauen und Kindern werden noch immer vermisst, und viele Überlebende kämpfen darum, ihr Leben in Flüchtlingslagern oder im Ausland wiederaufzubauen, wo sie oft mit Stigmatisierung und psychischen Traumata konfrontiert sind.

Dieser Fall in Deutschland ist Teil der fortlaufenden Bemühungen, die Täter von IS-Verbrechen zur Rechenschaft zu ziehen. Die deutschen Behörden stehen an vorderster Front bei der Untersuchung und Verfolgung von Personen, die an den Gräueltaten des IS beteiligt waren, insbesondere derer, die für Verbrechen gegen die jesidische Bevölkerung verantwortlich sind.